4. Herren: Das Siegen noch nicht verlernt 03.03.2018: 4. Herren: Das Siegen noch nicht verlernt
Herr EsGehFir kann es also doch noch: Gewinnen! Nach einer endlos erscheinenden Durststrecke in der diesjährigen Meisterschaft konnte die 4. Herrenmannschaft der SG Ratingen am vergangenen Sonntag endlich wieder einen Sieg einfahren. Und was für einen! Immerhin wurde mit der SG Jahn 05/SC West III der Tabellenzweite mit 21:20 (11:11) nach Hause geschickt. Damit hatte das Stimmungshoch im Team endlich auch mal wieder sportliche Gründe.
Was war das für ein Finale: Knapp zwei Minuten vor der Schlusssirene lagen die Gastgeber an der Gothaer Straße noch mit 19:20 zurück, bekamen allerdings einen Siebenmeter zugesprochen. Der Kapitän und auch an diesem Spieltag wieder überragende Shooter der Ratinger, Jan Ellrott, drückte sich nicht vor der Verantwortung, wollte es jedoch zu genau machen und setzte den Ball knapp neben das Tor. Bei Ballbesitz für den routinierten Gegner schien jetzt dessen Sieg nur noch Formsache zu sein. Einzige Hoffnung: Die in Unterzahl angreifenden Düsseldorfer trafen auf eine diesmal bis zum Schluss hellwache Ratinger Mannschaft, die auch bei tickender Uhr nicht hektisch wurde und weiter an den Erfolg glaubte. Und die Chance bot sich tatsächlich. Die unauffällige Spielweise von Marko Matthes ermöglichte ihm diesmal, einen Querpass abzufangen, den Ball nach vorn zu treiben und dort das Auge für den mit nach vorn stürmenden, besser postierten Alexander König zu haben. Der strapazierte die Nerven aller, als er balljonglierend innehielt, das nochmalige Abspiel suchte und scheinbar am liebsten den Mannschaftsrat einberufen hätte, ehe er die Kugel dann endlich doch zum Ausgleich in die Maschen hämmerte. Die über nahezu die komplette zweite Hälfte führenden Gäste waren sichtlich beeindruckt, zeigten Nerven und gestatteten den Ratingern nach einem weiteren Ballverlust tatsächlich den letzten schnellen Gegenstoß. Die Hausherren ließen sich nicht zweimal bitten, zogen noch einmal an und brachten den Ball 8 Sekunden vor Schluss zu Tobias Appenowitz, der zum umjubelten Siegtreffer vollendete. Der letzte Gegenstoßversuch blieb in Einmannblock an der Freiwurflinie hängen.
Nach diesem doppelten Punktgewinn sah es zuvor lange Zeit nicht unbedingt aus. Ratingen gefiel gleichwohl, anders als in den zurückliegenden Spielen, durch eine konzentrierte Abwehrarbeit sowie gefälliges und variantenreiches Angriffsspiel. Alex Vangelista stand endlich wieder im Aufgebot und sorgte mit den ersten Torkrachern für das nötige Selbstbewusstsein auch seiner Nebenleute. Dem schlossen sich vor allem Jan Ellrott ebenfalls aus dem Rückraum und Rechtsaußen Tobias Appenowitz auf seine ganz besondere Weise an: mit zwei mustergültigen Hebern. Die wohldosierten Nadelstiche saßen und machten dem Gast schnell deutlich, dass hier und heute nichts verschenkt wird. Das Spiel verlief weiter auf Augenhöhe. Die Hausherren setzten diesmal vermehrt auf ihr Tempospiel. Allen voran Markus Grüll ackerte unermüdlich in der Mitte und am Kreis, ganz so, als hätte er etwas gutzumachen. Dass Angriff und Abwehr endlich einmal gleichbleibend konstant agierten und so den Gegner forderten, war sicherlich auch Folge der konsequent praktizierten Einwechslung von Jens Methusalem Poock als Granit im Abwehrbollwerk, der damit Tormaschine Ellrott Verschnaufpausen ermöglichte. So konnte gar der vorzeitige Ausfall von Vangelista kompensiert werden, der nach der Disqualifikation seine ziemlich konträre Auffassung im Vergleich zu dem die Partie souverän leitenden Schiedsrichtergespann laut und deutlich kundtat. Die HSG Jahn/West ihrerseits erspielte ruhig und besonnen immer wieder Lücken für ihren Halbrechten, konnten aber erst Mitte der zweiten Hälfte eine Überzahl nutzen und sich gar auf 17:14 absetzen. Das Ratinger Trainerduo Plönes/Steghofer behielt auch in dieser Phase die Ruhe, rief im Time-out den ausgearbeiteten Masterplan in Erinnerung und blieb beständig optimistisch, dass die Chance auf den Sieg noch kommen wird. Danach sah es eine knappe Viertelstunde vor dem Ende freilich nicht aus. Ratingen in Unterzahl, immer noch zwei Tore zurück und die Düsseldorfer mit der Aussicht, per Siebenmeter vorentscheidend davonzuziehen. Der starke Rückhalt Christian Stenz im Kasten entschärfte just in dieser Phase dramaturgisch perfekt geplant und nicht zu früh den dritten Siebenmeter und gab so das Startsignal zur letzten entscheidenden Aufholjagd, die sich in adrenalingefüllter Weise zuspitzte. Selbst ein 17:19-Rückstand und eigene Unterzahl 7 Minuten vor dem Ende schien den Teamspirit der Mannschaft erst herauszufordern. Wie lässt sich der finale 4:1-Lauf sonst erklären?
Wermutstropfen eines gelungenen sonntäglichen Vormittags war allerdings der verletzungsbedingte Ausfall von Torwart Martin Küster, der sich ausgerechnet im ersten offiziellen Spiel für die EsGehFir-Truppe eine Knieverletzung zuzog, deren abschließende Diagnose bei Redaktionsschluss noch ausstand. In jedem Falle wünscht das gesamte Team gute und schnelle Genesung!
Die Düsseldorfer waren nach den Schlusspfiff ersichtlich bedient und schnell aus der Halle verschwunden. Die Chance zur Revanche bietet sich aber bereits Ende April in Düsseldorf, wenn das eigentliche Hinspiel, das nach einer kurzfristig überbelegten Halle ausgefallen war, nachgeholt wird. Ein Überraschungsmoment hierfür haben sich die Ratinger nach dem jüngsten Erfolg jedoch selbst aus der Hand geschlagen. Schließlich dürfte man auch bei der HSG Jahn/West seit Sonntag wissen: EsGehFir die hören niemals auf!
SG Ratingen: Stenz, Küster Appenowitz (4), J. Ellrott (9/1), Grüll, Heidel (1), Herzberg (1), König (2), Matthes, Poock, Vangelista (4).