26.01.2018: 4. Herren: EM-Stimmung an der Gothaer Straße Stimmung bis unters Hallendach: EsGehFier Die EsGehFir hatte die Erwartungen an ihr erstes Heimspiel im Jahre 2018 in der L

4. Herren: EM-Stimmung an der Gothaer Straße 26.01.2018: 4. Herren: EM-Stimmung an der Gothaer Straße
Stimmung bis unters Hallendach: EsGehFier
Die EsGehFir hatte die Erwartungen an ihr erstes Heimspiel im Jahre 2018 in der Liga der Unabsteigbaren selbst hoch gesteckt – und die Zuschauer wurden nicht enttäuscht. Spannung, Spaß und Service stimmten, wenngleich das Spiel hin zum leistungsgerechten 22:22 (11:10) Unentschieden gegen die TSG Benrath 81 gänzlich anders verlief als geplant.

Kühne Organisatoren hatten damit geliebäugelt, vielleicht an der 100-Zuschauer-Marke zu kratzen. Dafür fuhr man einiges auf: Getränke heiß und kalt, herzhafte und süße Leckereien, Musik, Tombola und Gewinnspiel. Die Rahmenbedingungen stimmten also für ein unvergessliches Familien-Event. Dies lockte tatsächlich viel Anhang der bunten Truppe der 4. Vertretung der SG Ratingen auf die Tribüne. Vom fachkundigen Zuschauer bis zum Gelegenheits-Handballgucker – seriösen Zählungen zufolge sollen es 148 gewesen sein. Sie alle konnten mit ansehen, was Kreisklassen-Handball bedeuten kann.

Sportlich betrachtet stand für die EsGehFir im Duell mit dem Tabellenzweiten viel auf dem Spiel. Nach der enttäuschenden Leistung in der Vorwoche galt es nunmehr endlich wieder die bewährten Tugenden aufs Parkett zu bringen und die Fangemeinde nicht zu enttäuschen. Die ersten 10 Minuten standen ganz im Zeichen von Shooter Jan Ellrott, der fast im Alleingang die 4:2-Führung der Hausherren herauswarf. Kurz darauf prägte er das Spiel weiter, indem er seinen Mitspielern eine doppelte Unterzahl bescherte. Zum Glück sprang Sven Michel nahtlos ein und sorgte dafür, dass die Ratinger in dieser Phase paradoxerweise den sich nun bietenden Raum besser als zuvor zu nutzen wussten und die 2-Tore-Führung behaupteten. Dem Spiel den nächsten Stempel drückte Geburtstagskind Markus Grüll auf, als er sich bereits nach 18 Spielminuten mit der roten Karte in der Tasche das Vorfahrtsrecht zum Duschen sicherte. Trotz Strafzeiten behielt die SG, angetrieben vom trommelunterstützten Rückhalt von den Rängen, die Oberhand, ging vorn wie hinten entschlossen zu Werke und verabschiedete sich mit 11:10 in die Kabine.

Anders als in manch vorangegangenem Spiel glückte diesmal auch der Start in den zweiten Abschnitt. Mit Schwung und ungebremster Motivation lag man schnell mit 14:12 in Front. Dann jedoch drohte das Spiel unvermittelt zu kippen. Das der Fangemeinde versprochene Spektakel nahm einen ungeahnten Verlauf: Begünstigt durch eine Zeitstrafe gelang dem Gast aus der Landeshauptstadt der Ausgleich. Offensichtlich fanden die Hausherren Gefallen daran, Gegner und Zuschauer mit Unterzahl-Powerplay zu begeistern. Wie sonst ist zu erklären, dass man sich nach Foulspiel und Meckern im Doppelpack fast 2 Minuten in dreifacher Unterzahl wiederfand. Dank einer bemerkenswerten taktischen und läuferischen Leistung der verbliebenen drei Ratinger Spieler gelang es irgendwie, gegen sechs Düsseldorfer nur ein 7-Meter-Tor zuzulassen! Dennoch sollte das Spiel auf den dramaturgischen Höhepunkt erst noch zusteuern. Die Partie war weiter hart umkämpft, aber nicht unfair geführt. Das souverän agierende Schiedsrichtergespann ließ sich von manch übermotivierter und hektischer Aktion nicht anstecken, behielt stets den Überblick und lag bei allen Entscheidungen richtig. Mittlerweile hatte die Gastmannschaft ihre zahlenmäßigen Vorteile zumindest soweit genutzt, um die Führung zu übernehmen. Eine Vorentscheidung war aber auch beim 18:20-Rückstand sieben Minuten vor Schluss noch nicht gefallen. Die Unterstützung von den Rängen im Rücken, bot EsGehFir die versprochene kämpferische Leistung bis zur Schlusssirene. Trotz Benraths Timeout in der letzten Spielminute und deren erneuter Führung sollte wenigstens ein Punkt in Ratingen verbleiben. Und so kam es auch: Nicht nur bei den Profis, wie unlängst in EM-Spiel Slowenien-Deutschland zu beobachten, sondern auch in der Kreisklasse folgt bei einer groben Regelwidrigkeit in den letzten 30 Sekunden ein Strafwurf. Der Spannungsbogen hätte nicht besser geplant werden können: Den von Rechtsaußen Tobias Appenowitz herausgeholten 7 Meter verwandelte Sekunden vor dem Abpfiff ein nervenstarker Co-Kapitän Jan Ellrott zum umjubelten 22:22 Endstand.

Dieses Handballerlebnis dürfte lange nachhallen. Der sonntäglichen Euphorie und dem harmonischen Ausklang gemeinsam mit der Gastmannschaft müssen aber auch die mannschaftsinterne Aufarbeitung und kritische Betrachtung des erkenntnisreichen Spiels folgen. Nach fast einer ganzen Halbzeit in Unterzahl mag man entweder gar nicht daran denken, was in voller Mannschaftsstärke möglich ist, oder in Erwägung ziehen, fortan sogleich mit einem Mann weniger zu spielen und das 1-5 als Standardformation zu wählen. Wie auch immer, wer am Sonntag dabei war wird bestätigen können: EsGehFir – die hören niemals auf!

SG Ratingen: Stenz, Feldhoff – Appenowitz (1), A. Ellrott, J. Ellrott (9/2), Grüll, Heidel (3), Herzberg (3), Hoffmann (2), König, Matthes, Michel (4/1).