Das war nichts für schwache Nerven. Das Spitzenspiel der Regionalliga Nordrhein hielt was es versprach. In der Höhle der Löwen standen sich am 18. Spieltag der Tabellenführer und der Zweitplatzierte der Nordrheinliga gegenüber: mehr ging nicht! Der MTV Rheinwacht Dinslaken hatte als Herbstmeister und Tabellenführer drei Plus- und einen Minuspunkt Vorsprung vor den Löwen, die mit einem Spiel Rückstand direkter Verfolger der Dinslakener waren. Im Gipfeltreffen sollte nun also – nach Minuspunkten – die Tabellenführung ausgespielt werden. Im Topspiel mussten die Löwen weiterhin auf Ole Völker (Knie) und Jan Kerssenfischer (Sprunggelenk) verzichten. Erstmals fehlte auch Kapitän Kai Funke mit einem Nasenbeinbruch.
Starker Start und starkes Ende der ersten Halbzeit
In der bestens gefüllten Sporthalle Gothaer Straße, in der sowohl die Löwen-, als auch die zahlreich mitgereisten Gästefans für den passenden Rahmen zum Topspiel sorgten, dominierte in der Anfangsphase die Löwendeckung mit dem bestens aufgelegten Keeper Petre Angelov dahinter. Nach zehn gespielten Minuten mussten die Ratinger nur ein Gegentor hinnehmen, da Angelov seinen Kasten vernagelte wo es nur ging. Offensiv brachten es die Löwen in dieser Zeit auf drei Treffer, sodass der Start in die Partie mit 3:1 durchaus gelungen war. Nach der Anfangsphase war schon klar: dieses Spiel würde vom Kampf dominiert werden. Es standen sich zwei Abwehrreihen gegenüber, die sich im Topspiel keinen Zentimeter Raum schenkten, was das Schiedsrichtergespann Kamper/Kamper auch rigoros ahndete.
Nach zehn Minuten kam der Gast besser ins Spiel und konnte beim 4:4 durch Dennis Backhaus wieder ausgleichen. In Folge dessen entwickelte sich ein ausgeglichener, packender Schlagabtausch, wie es der Tabellenstand schon prophezeit hatte. Die Löwen gingen durch Yannik Nitzschmann wieder mit 6:4 und 8:6 in Führung, mussten beim 8:8 durch Backhaus aber wieder den Ausgleich hinnehmen. Acht Minuten bleiben da noch bis zur Pause und diese Schlussphase der ersten Hälfte konnten die Dumeklemmer voll und ganz für ihre Zwecke nutzen. Christian Mergner erzielte zunächst das 10:8, Max Eugler dann das 12:9 und wieder Yannik Nitzschmann schließlich den 14:10 Halbzeitstand.
Enger und spannender zweiter Durchgang
In einem offenen, umkämpften Spiel lagen die Dumeklemmer zur Pause voll auf Kurs, ein vier-Tore-Vorsprung schien eine angemessene Grundlage für die zweite Halbzeit zu sein. Die Löwen bemühten sich, die Ruhe und Abgeklärtheit aus der Schlussphase des ersten Durchgangs beizubehalten, konnten die Bemühungen des Tabellenführers aber nicht unterbinden. Philipp Tuda und Yannik Nitzschmann trafen für ihre Farben je ein Mal zum 15:11, anschließend durchliefen die Löwen eine knapp zehnminütige Schwächephase. Während der MTV bis zur 43 Minuten fünf Mal erfolgreich war, erzielte für die Dumeklemmer in dieser Zeit lediglich Christian Mergner einen Treffer. Die Folge: der 16:16 Ausgleich. Nach einer knappen Viertelstunde deutete sich eine dramatische Schlussphase an, die die Löwen versuchten zu verhindern. Ali Oelze, Filip Lazarov und Maik Ditzhaus trafen je ein Mal und stellten wieder ein 19:16 Löwenführung her, die Lazarov beim 20:17 nach gut 47 Minuten auch noch aufrecht erhalten konnte.
Der Tabellenführer steckte allerdings nicht auf und kämpfte sich Tor um Tor zurück. Während die SG vier Minuten ohne Torerfolg bleib, verkürzte der MTV auf 20:19 und stellte den Anschluss her. Trotz aller Bemühungen kam es also doch zur dramatisch Crunchtime: beim 20:19 waren nämlich nur noch gut neun Minuten zu spielen. Christian Mergner erzielte zwar das 21:19, mit zwei Toren in Folge konnte Steffen Hahn jedoch für die Gäste den 21:21 Ausgleich erzielen. Dreieinhalb Minuten waren noch zu spielen, als Filip Lazarov für die Löwen die 22:21 Führung heraus warf, doch der Gast hatte wieder eine Antwort parat. Christoph Enders erzielte zunächst das 22:22 und Fabian Gorris schließlich, zwei Minuten vor Schluss, beim 22:23 die erste Gästeführung des Spiels. In den verbliebenden 120 Sekunden konnten die Dumeklemmer zwar weitere Gegentore verhindern, vollbrachten es aber auch nicht selbst nochmal zum Torerfolg zu kommen, sodass die Dinslakener mit ihrer ersten und einzigen Führung des Spiels den umjubelten 22:23 Auswärtssieg einfuhren.
Unglückliches Ende eines würdigen Topspiels
Nach dem Abpfiff ließ es sich Coach Marcel Müller nicht nehmen, den Gästen ein großes Kompliment auszusprechen. „Dinslaken hat stark gespielt und nie aufgegeben, jetzt sind sie definitiv der Aufstiegskandidat Nr. 1“, konstatiert Müller, „es gibt für den MTV keinen Grund mehr sich hinter Euphorie oder Glück zu verstecken, sie leisten ganz klar gute Arbeit“. Ein Kompliment wollte Müller aber nicht nur an den Gegner, sondern auch die eigenen Fans aussprechen: „Die Stimmung war wirklich toll und dem Anlass angemessen. Vielen Dank an alle die da waren und uns unterstützt haben“. Nichts desto trotz konnte Müller mit seinem Team nicht das gewünschte Ergebnis einfahren. „Bei insgesamt 16 Strafminuten, also einem ganzen Viertel in Unterzahl, war es schwer schwer unseren Plan zu verfolgen und konsequent umzusetzen“, analysiert der 36-jährige, „hinterher haben wir es dann leider nicht mehr geschafft, die Ruhe, die uns in der ersten Halbzeit ausgezeichnet hat, weiter beizubehalten“.
Zeit zum Trübsal blasen bleibt aber keine, denn der nächste Härtetest steht schon morgen, am ungewohnten Mittwoch, an. Dann wird das insgesamt 18. Saisonspiel der Löwen gegen den TV Korschenbroich nachgeholt, wonach die Dumeklemmer wieder gleich viele Spiele absolviert haben wie die Konkurrenz.
Spielfilm: 0:0, 1:0, 3:1, 5:4, 8:6, 10:8, 14:10, PAUSE, 15:11, 16:13, 18:16, 20:18, 21:20, 22:23, ENDE.
Strafminuten: SG 16 / MTV 12
Aufstellung: Angelov, Schmidt – Nitzschmann 6/2, Lazarov 5/1, Oelze 3, Mergner 3, Plaumann 2, Eugler 1, Ditzhaus 1, Mensger 1, Reed, Bauer, Bahn, Jonovski.