Eine ganz besondere Möglichkeit bot sich einem Teil der SG Ratingen kurz vor dem Osterfest: Für drei Tage folgten Felix Linden, Ben Schütte und Bastian Schlierkamp einer Einladung nach Berlin, um drei Tage lang beim ansässigen Bundesligisten zu hospitieren.
Die Füchse Berlin können auf eine Erfolgsgeschichte verweisen, die es so wohl kein zweites Mal in Deutschland gibt. Innerhalb weniger Jahre mauserte sich der insolvenzgefährdete Zweitligist zu einer Topadresse im deutschen Handball. Dabei beschränkt sich der Hauptstadtclub bei weitem nicht nur auf die Profis. Für die vielleicht beste Jugendarbeit in Deutschland steht vor allem Füchse-Manager und A-Jugendtrainer Bob Hanning.
Zuletzt konnte seine Mannschaft zwei deutsche Meisterschaften feiern und entwickelte mehrere Eigengewächse für die Profis. Über seine Person kam der Kontakt auch zustande. Der 45-Jährige blickt auf eine steile und erfolgreiche Karriere als Handballtrainer und -manager zurück. Seine Wurzeln stammen aber aus der Region. Somit hat der gebürtige Essener damals Bastian Schlierkamp von Ratingen-Hösel nach Solingen geholt. Gemeinsam mit Leszek Hoft, seinem langjährigen Freund, trainierte er damals die A-Jugend und auch die Profis beim Sportring Solingen. So konnte Schlierkamp schon nach drei Jahren Solinger Jugendausbildung den Sprung in den Bundesligakader bei den Senioren schaffen. Der Kontakt zwischen Hanning und ihm riss seit dieser Zeit nie ganz ab und demnach war die Frage nach einem solchen Austausch zwischen den zwei Handballclubs nicht schwer zu beantworten.
So umfasste der Besuch der SG-Delegation vor allem zwei Bereiche: Einerseits den Besuch der Trainingseinheiten des Tabellenführers der A-Jugendbundesliga Ost, andererseits gaben zahlreiche Gespräche in der Geschäftsstelle der Berliner tiefe Einblicke in den Arbeitsalltag und die Aufgabengebiete der hauptamtlichen Mitarbeiter. „Das war ein absoluter Glücksfall und alles andere als selbstverständlich, hier sein zu dürfen. Dermaßen detaillierte Einblicke in das Gesamtkonstrukt Füchse Berlin zu erhalten, haben wir uns gar nicht vorstellen können.“, schildert Schütte seine Eindrücke aus der Bundeshauptstadt. „Berlin und Ratingen sind nicht miteinander zu vergleichen, weder jetzt noch in hundert Jahren. Darum ging es bei unserem Besuch auch gar nicht. Vielmehr war es die konsequente Umsetzung einer echten Vision, die uns beeindruckt hat und für jeden Handballverein der Welt überlebenswichtig ist.“
Neben den Eindrücken aus der Tätigkeit der Spielbetriebsgesellschaft in den Bereichen Sponsoring, Marketing, Presse, Ticketing, Spieltagsorganisation, Merchandising und nicht zuletzt dem sportlichen Bereich ist auch die professionelle Ausrichtung der Jugend hervorzuheben. Der nächste Schritt der Füchse wird in diesem Rahmen die Einrichtung einer „Füchse-Town“ sein, in der sich sowohl die Eliteschule des Sports mit Mensa- und Internatsbetrieb befindet, sowie auch zahlreiche Hallen und Athletikanlagen. Zukünftig werden hier alle Spieler unter einem Dach trainieren und einen großen Teil ihres Tages verbringen. Interessant war in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass hier die individuelle Förderung von Jugendspielern mit der Zielrichtung `komplette Spieler als Endprodukt auszubilden` im Vordergrund steht. Mannschaftliche Erfolge stehen eher im Hintergrund und sehen einen Trainingsbetrieb mit wechselndem Trainerpersonal für immer neue Trainingsreize vor. Abgerundet wurde der Aufenthalt mit einem Besuch des Füchse-Bundesligaspiels gegen Melsungen, bei dem live vor Ort verschiedenste Prozesse miterlebt werden konnten.
Mit diesen Eindrücken will die SG nun weitere Inspiration für die kommenden Jahre gewinnen. Dementsprechend tagte das Marketingteam wenige Tage danach, um sich direkt an die Umsetzung neuer Ideen zu machen.