Die SG Ratingen bleibt das Maß der Dinge in der Handball-Verbandsliga. In einer rassigen und umkämpften Partie, die in jeglicher Hinsicht hielt was sie im Vorfeld versprach, setzte sich der weiterhin ungeschlagene Tabellenführer beim hartnäckigsten Verfolger TSV Aufderhöhe mit 24:21 durch. Spielentscheidend war die starke Ratinger Deckung mit einem zur Bestform auflaufenden Siggi Bothe.
Viel wurde im Vorfeld des Verbandsliga-Spitzenspiels geschrieben, spekuliert und angekündigt. Und beinahe alles sollte sich auch bewahrheiten. Im proppevollen Aufderhöher „Bunker“ zeigten beide Teams, warum sie an der Spitze der Tabelle stehen und lieferten sich ein packendes Duell auf Augenhöhe.
Trainer Mahé hatte seine Mannen akribisch vorbereitet und eindringlich auf die Bedeutung des Ergebnisses hingewiesen: „Für uns war das ein immens wichtiges Spiel. Wir wollten unbedingt gewinnen, um den Abstand zum TSV ein wenig zu vergrößern. Hätten wir verloren, dann wäre das Rennen von vorne losgegangen, aber wir haben eine sehr gute Mannschaftsleistung gezeigt und verdient gewonnen.“ Dabei hätte die Vorbereitung auf die Begegnung ein wenig runder laufen können. Unter der Woche wurde bekannt, das Julian Renninger nicht mehr für die SG auflaufen wird – die Spielordnung sieht nach seinem Wechsel nach Hagen keine Einsatzmöglichkeit vor. Ebenso verzichten musste der Franzose auf Richard Graefe, Ben Schütte konnte wegen einer Grippe nur dosiert eingesetzt werden. So kam es, wie schon beim Spiel in Rade, zu einem Einsatz des Spielers Mahé.
Die ersten Minuten der Partie deuteten auf das enge und umkämpfte Spiel hin, das es schließlich auch werden sollte. Beide Mannschaften präsentierten sich hellwach und überließen dem Gegner keinen Zentimeter Boden kampflos. Über ein 2:2 (6. Minute) konnte sich die SG zwar auf 6:3 (16.) absetzen, spätestens beim vielumjubelten 8:8 – Ausgleich war der TSV aber wieder im Spiel. Angepeitscht vom frenetischen Aufderhöher Publikum ging der Gastgeber dann auch mit 9:8 in Führung und Mahé sah sich gezwungen, die grüne Karte zu ziehen. „In dieser Phase waren wir einfach zu ungestüm und haben viel zu früh abgeschlossen.“, so ein selbstkritischer Bastian Schlierkamp. Ebenfalls in diese Phase des Spieles fiel dann auch die Verletzung von Routinier Anthony Pistolesi. Doch die SG behielt kühlen Kopf und konnte nach dem 5:0-Lauf des TSV in Person von Florian Schlierkamp den Bann brechen – beim Stande von 10:10 wurden die Seiten gewechselt.
Turbulent der Start in die zweite Hälfte: Knappe drei Minuten waren gespielt, als Kapitän Pflugfelder beim Heraustreten den Solinger Angreifer unglücklich im Gesicht traf. Das gute Schiedsrichtergespann Kappler/Reinhold griff hart durch und zeigte die rote Karte. Somit war der SG auch der zweite Rückraumrechte abhanden gekommen und das Publikum im „Bunker“ witterte die Chance, dem Favoriten ein Bein zu stellen. Was dann folgte war wider Erwarten aber die stärkste Phase der Gäste. Die Deckung ackerte noch mehr als zuvor und ermöglichte nach schwachen Abschlüssen des TSV leichte Gegenstoßtore von Florian Schlierkamp und Julian Sommer – 11:16 aus Aufderhöher Sicht.
Doch dann die nächste Schwächung für die Ratinger Jungs: Der gerade noch erfolgreiche Sommer muss nach seiner dritten Zeitstrafe ebenfalls das Spielfeld verlassen. Wiederum aber kompensierte die SG den Rückschlag als Mannschaft. Max Seidel übernahm Sommers Part in Abwehr und Angriff, Müller und Schütte setzten vorne empfindliche Nadelstiche und Siggi Bothe entschärfte mehr als einen freien Ball. „Das Spiel hat mir richtig Spaß gemacht. Es gibt für mich nichts Schlimmeres als eine leise Halle, insofern kam mir die Stimmung hier sehr entgegen. Außerdem macht sich bei Maggi und mir das Torwarttraining bei Plöni langsam aber sicher bezahlt“, macht ein zufriedener Bothe die Gründe für seine Topform schnell aus.
Doch der TSV zeigte abermals vor heimischen Publikum, warum man so weit oben in der Tabelle steht. Von Aufgeben keine Spur und als beim 19:21 (57.) das Spiel zu kippen schien, stand die Halle wieder Kopf. Spielentscheidend dann folgende Szene: TSV-Coach Holz schickt auf Kosten seines Torwartes einen siebten Feldspieler aufs Parkett. Noch bevor ein geordneter Angriff aufgebaut wurde verliert ein Solinger Spieler aber unbedrängt den Ball, Marcel Müller schaltet blitzschnell und trifft das verwaiste Tor (19:22, 58.)- aus der eigenen Hälfte heraus.
„Nun gilt es, die Spannung hochzuhalten und weiterhin unseren Stiefel durchzuziehen. Ein Ausrutscher würde alles erarbeitete zunichte machen, das darf und wird uns nicht passieren.“, gibt der an diesem Abend unglücklich agierende Kapitän Pflugfelder die Marschroute für die kommenden Wochen vor. Die erste Bewährungsprobe wird dabei die Partie gegen Mettmann-Sport sein. Motivationsprobleme wird die SG hier aber sicher nicht haben. Den bisher einzigen Verlustpunkt musste man bei ebendieser Mannschaft hinnehmen, Grund genug um hochkonzentriert in der Gothaer Straße aufzutreten (26.1.2013, 18 Uhr).
Aufstellung SG:
Bothe (1.-60.) / Schumacher – B. Schlierkamp (3/1), Müller (7), Pistolesi (1), Schütte (3), Sommer (3), F. Schlierkamp (6), Seidel, Bauer, Dickel (1), Mahé, Pflugfelder, Lindner